Warum ein Softgeschirr? Vorteile gegenüber einem Halsband
Die Halswirbelsäule des Hundes ist locker und sehr beweglich und daher ein sensibler Bereich. Bei einem Halsband ist der ganze Druck auf einen relativ schmalen Bereich begrenzt. Läuft der Hund immer wieder ins Halsband oder zieht in eine Richtung, kann das zu Nervenquetschungen oder Wirbelblockaden führen.
Beim Softgeschirr wird der Druck auf den Brustkorb verlegt. Die Brustwirbelsäule ist relativ starr, da die Rippen und das Brustbein eine Art schützenden Ring bilden. Halswirbelsäule, Kehlkopf, Luftröhre und Halsmuskulatur werden daher bei Einsatz von einem Hundegeschirr entlastet.
Ängstlichen Hunden kann ein Softgeschirr Geborgenheit und eine bessere Körperwahrnehmung vermitteln. Ähnlich wie wir Menschen uns in Kleidern selbstsicherer fühlen, die uns angenehm sind.
Ebenfalls vorteilhaft ist bei einem Softgeschirr, dass man den Hund in einer Gefahrensituation schnell am Rückensteg des Geschirrs festhalten kann un dass er nicht so leicht wie bei einem Halsband herausschlüpfen kann.
Das Softgeschirr ist aus ganz besonders weichen Materialien hergestellt und weich unterfüttert. Das Rücken- und das Bruststück sind aus einem Stück gefertigt.
Hunde sollten ein Softgeschirr tragen, die viel an der Leine ziehen, aber auch Sporthunde und Hunderassen, die zu bestimmten Krankheiten neigen oder bereits vorgeschädigt sind wie Hunde mit einer Kehlkopferkrankung, bei denen es zu schweren Atemproblemen kommt. Ebenso sollten Hunde, die rassebedingt zum Grünen Star neigen ein Softgeschirr tragen, da der Zug am Halsband den Augeninnendruck erhöhen kann. Ebenfalls sollten auch Hunde ein Geschirr tragen, die zu Bandscheibenvorfällen tendieren oder eine Verengung im Wirbelkanal der Halswirbelsäule haben.
Vor allem bei kurzhaarigen und schlanken Hunderassen sollte ein Softgeschirr getragen werden, da die Metallringe nicht direkt auf der Wirbelsäule aufliegen, was zu Druckstellen führen kann. Ebenso wird Haarbruch vermieden. Viele Hunde neigen zu Hautrötungen und sogar zu Ekzemen beim Tragen eines Halsbandes. Die kontinuierliche Reibung auf der selben Stelle führt zu starken Schmerzen.
Auch für Welpen sind Softgeschirre zu empfehlen. Das Skelett- und Knorpelsystem ist bei Welpen noch ganz weich und knorpelig. Da die Kleinen verspielt sind und Erziehungsübungen nicht so korrekt ausführen, sind Softgeschirre für sie sehr vorteilhaft. Der Druck wird besser verteilt als bei einem Halsband, wenn Sie an der Leine ziehen.Kontrollieren Sie aber bitte immer regelmäßig, ob das Softgeschirr noch gut sitzt, da junge Hunde plötzliche Wachstumsschübe haben.
Sie sehen, es gibt eine wirklich breite Palette von Vorteilen gegenüber einem gewöhnlichen Halsband!
Beitrag von Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz:
Brustgeschirr oder Halsband?
Ein Beitrag von Dr. Harald Krisa, HUNDE-FORUM, Wien
Die meisten Hunde haben Probleme im Halsbereich. 91 Prozent der Hunde, die Schäden an der Halswirbelsäule aufweisen, waren dem Leinenruck und/oder dem starken und langen Ziehen an der Leine ausgesetzt (Hallgren 2003). Viele bekommen dadurch Kopfschmerzen, Schluckstörungen, Probleme am Kiefer und an der Zunge. Es handelt sich dabei um ganzheitliche Probleme, denn das Selbstvertrauen ist sehr eng an diese Körperstellen gekoppelt. Dadurch kommt es in der Folge häufig zu Verhaltensproblemen besonders zu tendenziell aggressivem Verhalten...
Der Hals - eine empfindliche Stelle
Vielleicht ist Ihnen folgendes schon einmal passiert: Sie fahren mit Ihrem Auto im Ortsgebiet mit geringem Tempo. Plötzlich springt ein kleines Kind ohne Vorwarnung direkt vor Ihr Auto auf die Straße. Sie machen eine Notbremsung und bleiben Gott sei Dank noch rechtzeitig stehen. Zum Glück ist dem Kind nichts passiert! Trotz des geringen Tempos spüren Sie die Wucht der Vollbremsung auf Ihrem Oberkörper, denn Sie waren natürlich angegurtet. Ohne Gurt wären Sie zweifellos mit dem Kopf direkt in die Windschutzscheibe geknallt.
Stellen Sie sich jetzt vor, der Sicherheitsgurt wäre nicht um Ihren Oberkörper sondern ausschließlich um Ihren Hals verlaufen. Trotz der geringen Geschwindigkeit hätten Sie bei dem Zwischenfall mit Sicherheit einen schweren Schaden an der Halswirbelsäule erlitten....
Der Hals ist eine sehr empfindliche Stelle, sowohl bei uns Menschen als auch bei Hunden. Die Verwendung von Würgeketten und anderen Würgehalsbändern führt zu Schäden an der Halswirbelsäule, es kann zur Quetschung des Kehlkopfes und zu Verletzungen der Muskulatur kommen.
Die wichtigste Vorsorgemaßnahme, um Schäden im Halsbereich zu verhindern, ist, dem Hund das Gehen an lockerer Leine beizubringen. Dazu braucht man keine spezielle Ausrüstung und schon gar keine Strafmaßnahmen. Wie das funktioniert, lernen Sie bei uns im Kurs oder aus dem neuen Buch von Turid Rugaas: "Hilfe, mein Hund zieht!"
Selbst wenn man ein normales Halsband verwendet und daran niemals ruckt, sind Schäden im Halsbereich und somit in der Persönlichkeit des Hundes möglich. Ein plötzlicher Reiz, der das Jagdverhalten auslöst (z.B. eine Katze, ein Hase oder ein Jogger) reicht aus. Der Hund rennt ans Ende der Leine und löst somit selbst einen kräftigen Ruck aus. Oder der Hund riecht irgend etwas am Wegrand und zieht in diese Richtung. Sagen Sie nicht, so etwas oder ähnliche Situationen gibt es bei Ihrem Hund nicht! Viele Dinge passieren täglich ohne dass man sich Gedanken darüber macht.
Deshalb empfehlen wir für alle Hunde Brustgeschirre. Für junge, für alte, für kleine, für große und natürlich für alle Rassen (ja, auch für Dackel!). Das Argument, dass Hunde an einem Brustgeschirr ihre Kraft besser einsetzen können und daher mehr ziehen werden, kann nur für Hundebesitzer Gültigkeit haben, die das Gehen an der Leine als Kräftemessen mit dem Hund betrachten und nicht als gemeinsames Miteinander. Bringen Sie Ihrem Hund das Gehen an lockerer Leine bei! Wenn er trotzdem gelegentlich zieht, bleiben Sie stehen. Mit einem Brustgeschirr führen Situationen wie vom Hund ausgelöstes, gelegentliches Rucken oder Ziehen, die bei jedem Hund vorkommen, bestimmt zu keinen gesundheitlichen Problemen. Dauerndes Ziehen kann hingegen selbst an einem Brustgeschirr schädlich sein. Die Körperhaltung kommt aus dem Gleichgewicht.
Wir haben schon hartnäckige (im wahrsten Sinn des Wortes!) Leinenzieher auf das Brustgeschirr umgestellt - und siehe da: Manche Hunde haben aufgehört zu ziehen, weil das ständige, unangenehme Gefühl am Hals plötzlich nicht mehr da war. Der Nacken, der als Schutz vor Verletzungen gebildet wurde und meistens mit Anspannung, Reizbarkeit und aggressivem Verhalten gekoppelt ist, kann wieder weicher werden und der Hund insgesamt sanfter. Diese Hunde haben durch die Umstellung auf ein Brustgeschirr ein neues Körpergefühl bekommen - und damit eine neue Lebensqualität erlangt.
Quelle: www.vier-pfoten.at